Der Intensivkurs „Artenvielfalt in heimischen Ökosystemen“ des Adolf-Schmitthenner-Gymnasiums (ASG) Neckarbischofsheim ist offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt. Die Auszeichnung übergaben Landtagsabgeordneter Hermino Katzenstein (Bündnis 90/Die Grünen) und Bürgermeisterin Tanja Grether am 18. Oktober im Namen der Geschäftsstelle der UN-Dekade an Projektleiter Dr. Rainer Drös und Schulleiter Harald Frommknecht.
Das auf fünf Kurstage angelegte Kursprogramm richtet sich an besonders interessierte Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 8 bis 10. Es will mit der heimischen Pflanzen- und Tierwelt vertraut machen, insbesondere die Artenkenntnis verbessern und das Erleben und Kennenlernen wichtiger Ökosysteme fördern. Außerdem werden wissenschaftliche Methoden zur Artenerfassung vorgestellt und erprobt sowie Anregungen zum praktischen Arten- und Biotopschutz gegeben.
Bereits zweimal fand der Kurs am Landesschulzentrum für Umwelterziehung (LSZU) in Adelsheim im Neckar-Odenwald-Kreis statt und insgesamt 42 Schülerinnen und Schüler aus acht Gymnasien des Regierungsbezirks Karlsruhe nahmen daran teil. Er ist Teil der Aktivitäten der „Stützpunktschule für Evolution und Biodiversität“, als welche das ASG Neckarbischofsheim anerkannt ist. Konzipiert und geleitet wird der Kurs vom Projektleiter der Stützpunktschule Dr. Rainer Drös, der außerdem den Fachbereich Naturwissenschaften/NwT am Staatlichen Institut für Didaktik und Lehrerbildung (Gymnasien) Heidelberg leitet; an der Durchführung des Kurses war außerdem Clara Bultmann beteiligt, ehemalige Schülerin des ASG und zur Zeit Biologiestudentin an der Universität Freiburg.
Abgeordneter Katzenstein betonte die Verantwortung des Einzelnen für die Artenvielfalt und sprach sich für bewussten und nachhaltigen Konsum aus. Das vorbildliche Projekt und die Aktivitäten der Stützpunktschule sensibilisierten für die ökologischen Zusammenhänge. „Der Preis ist etwas ganz Besonderes“, betonte er. In Baden-Württemberg seien in den vergangenen beiden Jahren gerade einmal 16 UN-Dekade-Projekte ausgezeichnet worden. Zum Dank überreichte er dem Projektleiter einen Pflanzenführer.
Zu den Auszeichnungen der Schule in den verschiedenen Bereichen bemerkte Bürgermeisterin Grether, sie sei stolz auf das Gymnasium, das der Stadt „lieb und teuer“ sei. „Es ist immer wieder überraschend, was die Schule leistet.“
Drös habe ein sehr gutes Konzept entwickelt, wie den Schülerinnen und Schülern die örtliche Tier- und Pflanzenwelt nahegebracht werden kann, lobte Schulleiter Harald Frommknecht. „Von den Stützpunktschulen, die als Leuchttürme in der Region strahlen, profitieren auch die Schulen im Umkreis“, sagte er.
Dies bestätigte Rico Lippold, Fachreferent Biologie am Regierungspräsidium Karlsruhe. Die Thematik sei neben der Stützpunktschule Calw einzigartig. Die anderen sieben seien allesamt Stützpunktschulen für Molekularbiologie.
Die Professoren Dr. Claudia Erbar und Dr. Peter Leins, die zum Thema Biodiversität an der Universität Heidelberg forschen und als Referenten am Intensivkurs der Schule beteiligt sind, überreichten Drös ihr neues Buch „Bäume und Sträucher in Herbst und Winter erkennen“. Sie wollen mit dieser Publikation nicht nur Studenten, sondern auch Schüler ansprechen, denn „Kinder sind die Entscheidungsträger der Zukunft“.
Drös berichtete über den einwöchigen Intensivkurs, den er auch künftig regelmäßig am Schuljahresende anbieten möchte. Unter anderem wurden Heuschrecken gefangen und bestimmt, Vögel beobachtet, „Pflanzensteckbriefe“ erstellt, Fledermäuse mit „Bat-Detektoren“ aufgespürt, Modelle zur Windverbreitung von Früchten und Samen gebaut, Bodenorganismen aus Waldbodenproben unter die Lupe genommen und die Seckach auf ihre biologische und chemische Gewässergüte hin untersucht.
Daneben würden an der Stützpunktschule Unterrichtsmodule konzipiert, regionale Lehrerfortbildungen durchgeführt und Schülermentoren ausgebildet. Lehrern, auch von anderen Schulen, könne er Schülermentoren, die sich bestens im Zoo auskennen und Kleingruppen betreuen können, für einen Zoobesuch vermitteln. Drös berichtete auch von Kartierungen des Schulgeländes, aufwendigen Experimenten und meeresbiologischen Studienfahrten an die Costa Brava.