Das Haus, Hauptstraße 38, in Lobbach-Waldwimmersbach war früher eine Gaststätte mit Metzgerei. Im Erdgeschoss befindet sich die Sparkasse, der erste Stock dient als Rathaus für die insgesamt rund 2 450 Bewohner der beiden Ortsteile Waldwimmersbach und Lobenfeld. Hier empfängt Bürgermeister Heiner Rutsch den neu gewählten Landtagsabgeordneten Hermino Katzenstein (Grüne) zum Antrittsbesuch. Der nimmt sich ausgiebig Zeit um zu erfahren, wo der Schuh drückt.
Das Rathaus sei sanierungsbedürftig, der Keller feucht, berichtet der Bürgermeister. Die Sanierung und ein den modernen Ansprüchen genügender Umbau würden sich nicht rechnen. Daher plant die Gemeinde einen Neubau an anderer Stelle. Die Gemeinde wolle einen Ortsmittelpunkt mit einigen Parkplätzen schaffen und in dem Gebäude auch wieder eine Bank unterbringen, so Rutsch.
Und damit kommt er auch schon auf ein Problem zu sprechen, mit dem die Gemeinde Lobbach wohl kaum allein sein dürfte: Es geht um Häuser an der Durchgangsstraße die in die Jahre gekommen sind. Die Besitzer bauen lieber anderswo neu, auch wenn sie – wie es der Bürgermeister ausdrückt – „einen Bauplatz kaufen müssen und dann in den Neubaugebieten außerhalb des Ortskerns sitzen“.
Um die Eigentümer zu motivieren auf ihren eigenen Grundstücken zu bauen würde er sich wünschen, dass das Land die Abbruchkosten für manche Häuser im Ortskern übernimmt. Katzenstein kann ihm da wenig Hoffnung machen, denn das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum zielt eher auf den Erhalt und die Entwicklung des historischen Bestandes. „Ich nehme das mal mit“, verspricht er dennoch und fragt
nach den kommunalen Finanzen. Für die kleine Gemeinde falle der Rathausneubau natürlich stark ins Gewicht. „Wir verbauen zwei bis drei Millionen Euro“, so Rutsch. Da die Verschuldung momentan nicht so hoch sei, fielen die Zuschüsse aus dem Ausgleichstock des Landes entsprechend gering aus.
Und die Flüchtlinge? Wie viele leben in Lobbach und wie werden sie integriert? Es gebe eine Familie mit sechs Personen in Waldwimmersbach und drei Einzelpersonen in Lobenfeld, alle aus Syrien, berichtet der Bürgermeister. Eine Tochter der Familie spreche fließend deutsch und helfe, zusammen mit einer Rathausmitarbeiterin, bei der Integration. Außerdem gebe es 25 bis dreißig Leute, die ehrenamtlich etwas für die Menschen tun wollen. „Die Erfahrung zeigt, dass es gut ist, Patenschaften zu gründen“, sagt der Abgeordnete und regt die Bildung eines Asylkreises an.
Dass die Gemeinde mit der Beteiligung am Solarpark in Lobenfeld einen wertvollen Beitrag für den Klimaschutz leistet weiß Katzenstein zu schätzen. Darüber hinaus regt er weitere Maßnahmen an und fragt: „Könnte das neue Rathaus nicht auch als Passivhaus gebaut werden?“
Und wie geht es mit dem schnellen Internet voran? „Wir haben die Hauptleitung liegen, aber es geht nicht weiter“, ärgert sich der Bürgermeister. Denn die Telekom müsste erst die Verbindung zu den Telefonkästen herstellen.
Weiter fragt Katzenstein nach der Erweiterung des Gewerbegebiets Spitzäcker. Alle Grundstücke seien vergeben, nur beim gewünschten Einkaufsmarkt hakt es noch.
Mit der Verkehrsanbindung durch zwei Buslinien und Anschluss an die S-Bahn ist der Bürgermeister dagegen ganz zufrieden.
Vor fast 50 Jahren hatte der heute 63-Jährige eine Verwaltungslehre bei der damals noch selbständigen Gemeinde Waldwimmersbach begonnen. In einem Jahr endet seine Amtszeit und er geht in den verdienten Ruhestand. In den Rathaus-Neubau dürfte er damit wohl nicht mehr einziehen.