„Ihr leistet einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz – dadurch, dass ihr es jüngeren Schülern ermöglicht, mit dem Fahrrad zur Schule zu kommen und das Elterntaxi zu Hause zu lassen. Deshalb möchte ich euch etwas ganz besonderes schenken: Ihr dürft mich im Frühjahr 2017 im Landtag in Stuttgart besuchen.“
Dieses Versprechen hatte Landtagsabgeordneter Hermino Katzenstein (Grüne), der auch im Vorstand des ADFC Heidelberg /Rhein-Neckar aktiv ist, einer engagierten Schülergruppe des Max-Born-Gymnasiums im vergangenen Herbst gegeben. Elf Fahrradlotsinnen und Busbegleiterinnen des Neckargemünder Gymnasiums folgten seiner Einladung und fuhren mit Lehrer Joachim Finkbeiner-Rinn und Michael Fröhlich vom ADFC Heidelberg / Rhein-Neckar nach Stuttgart.
Als die Gruppe vor dem Landtag von Katzenstein begrüßt wurde, fuhr gerade auch Winfried Hermann vor, nicht etwa mit der Limousine, sondern – wie es sich für einen Grünen Verkehrsminister gehört – mit dem Fahrrad. Er zeigte sich beeindruckt von dem Einsatz der Schülerinnen, die vom ADFC geschult worden waren und frisch gebackene Fünftklässler vier Wochen lang auf ihrem neuen Schulweg begleitet hatten.
Eine sehr informative Einführung in die Abläufe und die Arbeitsweise des Landtags bot der Besucherdienst. So waren die Schülerinnen vorbereitet auf das was sie im Plenarsaal erwartete: eine sehr hitzige Aktuelle Debatte zum Thema Islamismus und Terrorgefahr in Baden-Württemberg, beantragt von der Fraktion der AfD. In den Redebeiträgen zeigten sich die Abgeordneten der übrigen Fraktionen einig gegenüber der AfD, es gab immer wieder Zwischenrufe und Landtagspräsidentin Muhterem Aras musste ein ums andere Mal die Glocke schwingen und für Ordnung sorgen.
Als Claudia Martin ans Rednerpult trat verließen einige AfD-Mitglieder demonstrativ den Saal. Die Abgeordnete aus Walldorf war im Dezember aus der Partei und Fraktion der AfD ausgetreten. Hassprediger gebe es nicht nur unter Islamisten, sagte die Erzieherin. „Man muss sich nur mal die Facebook-Seite von Professor Meuthen ansehen.“
„Wird im Plenum immer so heftig diskutiert?“, wollte eine Schülerin in der anschließenden Fragerunde von dem Abgeordneten wissen. Mit der AfD sei ein anderer Umgangston eingezogen, sagte Katzenstein. Doch nicht jedes Thema eigne sich für emotional aufgeladene Debatten. So habe er kürzlich eine Rede zu einem Verkehrsthema gehalten, bei dem es eher ruhig und sachlich zuging. Auf Nachfrage erläuterte der Abgeordnete den Unterschied zwischen einer Kleinen Anfrage (einzelne Abgeordnete) und einer Großen Anfrage (Fraktionen). Außerdem verriet er, wie er sich auf Reden vorbereitet und dass er dafür bisher noch einen Spickzettel brauche.