Boxberg. Seine Besuche von Kommunen im Main-Tauber-Kreis setzte MdL Hermino Katzenstein, Betreuungsabgeordneter der Grünen, in Begleitung von Mitgliedern des grünen Kreisvorstandes bei Bürgermeister Christian Kremer in Boxberg fort. Im Zentrum des Interesses stand hierbei die Weiterentwicklung des Schienenverkehrs auf der Frankenbahn.
Zunächst aber konnte Bürgermeister Kremer auf die erfolgreiche Entwicklung der Windkraft in seiner Stadt verweisen. Mit durchweg einstimmig gefassten Gemeinderatsbeschlüssen ist es gelungen, ein Pachtmodell zu etablieren, von dem alle Grundstückseigentümer profitieren, die in einer Konzentrationszone liegen. „Ein Fünftel der Einnahmen fließt zudem in einen Fond für soziale und kulturelle Zwecke“, so Kremer. Alle regenerativen Erzeugungsanlagen zusammen „produzieren 350 Prozent des in Boxberg verbrauchten Stroms, sowohl der Haushalts-, als auch der Industriekunden“, stellte er zufrieden fest.
„Wir sind die erste schuldenfreie Stadt im Main-Tauber-Kreis“, berichtete der Bürgermeister. Er führte dies auf eine erfolgreiche Ansiedlung von Industriebetrieben zurück. Sorge bereiteten ihm dagegen Angriffe „unterhalb der Gürtellinie“ auf ehrenamtliche Mandatsträger. „Der Ton in der Gesellschaft ist rauer geworden.“ Dies könne dazu führen, dass sich nicht mehr genügend Kandidatinnen und Kandidaten finden, die sich für ein Amt zur Verfügung stellen, befürchtet er.
Besonders interessiert zeigte sich der verkehrspolitische Sprecher der grünen Landtagsfraktion Katzenstein an der Weiterentwicklung der Frankenbahn. In einem dreijährigen Probetrieb werden ab Ende 2019 alle bestehenden Haltepunkte zwischen Lauda und Osterburken mit einer Regionalbahn bedient. Christian Kremer drängt darauf, dass der Busverkehr des Landkreises als Zubringer für den Zugverkehr eingerichtet wird. Die geforderten 500 Fahrgäste pro Tag, die nötig sind, um dieses Angebot auf Dauer zu sichern, könnten allerdings nur erreicht werden, „wenn der schienenparallele Busverkehr eingestellt wird“, ist sich Kremer sicher. Um dies möglich zu machen sei es aber auch nötig, nicht mehr bestehende Bahnhalte wie etwa in Unterschüpf und Schweigern zu reaktivieren. Hierfür sieht der die Deutsche Bahn in der Pflicht. Für den Bahnhof Boxberg-Wölchingen existierten dagegen bereits fertige Planungen, die nur noch umgesetzt werden müssten.
Als Anliegen gab Kremer dem Landtagsabgeordneten mit auf den Weg, die Festlegung von Gewässerrandstreifen an Gräben in Frage zu stellen, die schon seit vielen Jahren gar kein Wasser mehr führen. Im gesamten Main-Tauber-Kreis dürften 400 ha nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden, ohne dafür Ausgleichszahlungen zu erhalten. Kritisch sieht er darüber hinaus die Absenkung der Quoren für Bürgerentscheide und die Möglichkeit, auch gegen Bebauungspläne Bürgerbegehren einzureichen. Den Nutzen der Umstellung auf die doppelte Buchführung für kleine Gemeinden wie Boxberg bezweifelte Christian Kremer. Er hätte sich ein Wahlrecht zwischen der kameralistischen Haushaltssystematik und der Doppik gewünscht.
Text und Foto: Thomas Tuschhoff