Vor 69 Jahren wurden rund 6500 Menschen jüdischen Glaubens in das südfranzösische Lager Gurs abtransportiert, darunter auch sechs Personen aus Waibstadt. Alljährlich findet dazu eine durch die Schülergruppe „Judentum im Kraichgau“ mit ihrer Lehrerin, Frau Gutman und dem Verein „Jüdisches Kulturerbe im Kraichgau“ organisierte und gestaltetet Gedenkfeier auf dem Marktplatz statt.
Ich durfte ein kurzes Grußwort beisteuern.
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Locher
Sehr geehrter Frau Guttman, liebe Schülerinnen und Schüler
Sehr geehrter Herr Pfarrer Rühle
Sehr geehrte Damen und Herren!Herzlichen Dank, dass ich heute ein kurzes Grußwort sprechen darf.
Vor allem aber herzlichen Dank an euch, liebe Schülerinnen und Schüler und an Sie Frau Guttman, dass Sie alljährlich die Gedenkfeier zur Erinnerung an die Deportation badischer Jüdinnen und Juden nach Gurs in einem würdigen Rahmen organisieren und durchführen!
Wie wichtig es ist, sich zu erinnern und damit über unsere Vergangenheit und die Fakten aufzuklären, zeigt der entsetzliche Anschlag auf die Synagoge in Halle.
Die Landesregierung reagiert sofort und wird die Sicherheit , den Schutz von jüdischen Räumen mit einem Sofortprogramm nochmal weiter erhöhen.
Dass dies nötig ist, ist aber sehr bitter, ist sogar unerträglich!
Manche von Ihnen waren vorhin hier in der Kirche im Gottesdienst. Stellen Sie sich doch mal vor, Sie wären nur durch eine Sicherheitsschleuse mit Wachpersonal hineingekommen und hätten die Feier Ihres Glaubens hinter verschlossenen Türen abhalten müssen.
Eine gruselige Vorstellung.
Das ist aber leider Realität für viele Menschen.
Wie wichtig es ist wachsam zu sein belegt auch der Antisemitismusbericht unseres Antisemitismusbeauftragten, Dr. Michael Blume, der ja erst vor wenigen Monaten auf meine Einladung hin hier in Waibstadt an der Realschule war.
Sein Bericht wurde vergangene Woche im Landtag vorgestellt und diskutiert – sie können sich vorstellen, dass nur eine Fraktion den Bericht nicht respektvoll debattiert hat…
Vielleicht können Sie den Antisemitismusbericht, der bundesweit der erste seine Art ist, ja mal im Unterricht behandeln.
Eine wichtiger Abschnitt ermahnt uns, die Menschen jüdischen Glaubens nicht immer nur im Zusammenhang mit Angriffen zu sehen, sondern auch die vielen, vielen positiven Beiträge des Judentums zur Kultur, zur Wissenschaft, zur Vielfalt zu sehen!
Damit wir das können und damit alle – alle – ihren Glauben ohne Angst zelebrieren können braucht es Gedenkveranstaltungen wie diese.
Denn nur wer sich der Vergangenheit bewusst ist, kann die Zukunft verantwortungsvoll gestalten.
Danke für Ihr und Euer Engagement, Ihre Beiträge und danke dass Sie alle hier sind!