Zum „Tag der Freien Schulen“ hatte die Stephen-Hawking-Schule Neckargemünd, eine staatlich anerkannte Privatschule der SRH für körperbehinderte und nicht behinderte Kinder und Jugendliche, den Landtagsabgeordneten und Stadtrat Hermino Katzenstein eingeladen. Vor rund 130 Schülerinnen und Schülern im Alter von 14 bis 20 Jahren SRH Stephen-Hawking-Schule SRH Stephen-Hawking-Schule SRH Stephen-Hawking-Schule SRH Stephen-Hawking-Schulestellte sich Katzenstein kurz vor, skizzierte seinen Alltag zwischen Landtag und Wahlkreis und stellte sich den Fragen der Jugendlichen.
Um zu erfahren, was den Gemeinden und ihren Bürgern im Wahlkreis auf den Nägeln brennt, treffe er sich mit Bürgermeistern, Verbänden und Grünen-Kommunalpolitikern, biete Bürgersprechstunden an und nehme an öffentlichen Veranstaltungen und Vereinsfesten teil. „Ja, auch der Fassbieranstich – sicher keine grüne Kernkompetenz – gehört dazu“, sagt er augenzwinkernd.
Unter der Woche in Stuttgart gehe es dann weiter: Fraktionssitzung der Abgeordneten, zu denen auch die grünen Minister und Ministerpräsident Kretschmann gehören, Ausschusssitzung, also „das Parlament im Kleinen in Bezug auf bestimmte Themen“, davor die Vorbereitung durch den zugehörigen Arbeitskreis der Fraktion und schließlich das Plenum, zu dem alle Abgeordneten zusammenkommen. Er selbst sei Vorsitzender des Grünen AK Verkehr und Mitglied im Petitionsausschuss, so Katzenstein.
Jeder der sich von Behörden oder staatlichen Organen ungerecht behandelt fühlt könne sich mit einer Petition an den Landtag wenden. Nach Prüfung und Stellungnahme des zuständigen Ministeriums bemühten sich die Mitglieder des Petitionsausschusses, eine Lösung zu finden.
In der Zusammenarbeit mit dem Koalitionspartner laufe Manches gut, bei bestimmten Themen liege man aber weit auseinander, so Katzenstein. Bei der Neufassung des Polizeigesetzes etwa wolle die CDU stark in die Bürgerrechte eingreifen, die Grünen am liebsten gar nicht.
Dasselbe gelte für den Streit um einen Streckenabschnitt der A 81, wo sich junge Schweizer, die in ihrem eigenen Land an ein strenges Tempolimit gebunden sind, hinter der Grenze regelmäßig Autorennen liefern und damit auch Unbeteiligte gefährden. Da die CDU Tempolimits fürchte „wie der Teufel das Weihwasser“ habe man sich erst nach zähem Ringen auf eine Regelung einigen können.
Auch die Jugendlichen sind gut vorbereitet. „Wieso setzen sich die Landesgrünen im Vergleich zu den Grünen im Bund so stark für den Dieselmotor ein?“, will ein Schüler wissen. In Baden-Württemberg hingen viele Arbeitsplätze an der Automobilindustrie, daher müsse die Transformation schrittweise erfolgen, so Katzenstein. Die Grünen wollten die Blaue Plakette für saubere Dieselfahrzeuge, doch da gehe die Bundes-CDU nicht mit. Die E-Mobilität sieht er nur als einen Baustein der Verkehrswende. Vielmehr liegt ihm daran, den Verkehr auf den Umweltverbund zu verlagern und zu reduzieren.
Auch Persönliches interessiert die Jugendlichen: Wie sind Sie zur Politik gekommen? Wie viel Freizeit bleibt Ihnen? Und: Fahren Sie selbst mit Bus und Bahn?
„Wir haben noch ein Fahrzeug, doch das ist eher ein ‚Stehzeug‘ weil wir es sehr selten benutzen“, sagt Katzenstein. Stattdessen nutze er Carsharing, vor allem aber Fahrrad, Bahn und Bus. Wenn der TÜV demnächst auslaufe, werde es kein neues geben. Stattdessen habe er jetzt ein Pedelec bestellt. „Da komme ich nicht so verschwitzt bei meinen Wahlkreisterminen an wie mit dem Rennrad.“
Zustimmendes Johlen erntet ein Schüler mit der Frage: „Was halten Sie von der Legalisierung von Gras?“ Er sei auch mal jung gewesen, grinst Katzenstein und ergänzt: „Was man so für Rauchzeichen aus Berlin wahrnimmt könnte das wohl kommen.“
Und was machen die Grünen im Landtag für einen Unterschied? Sie haben, versichert Katzenstein, Vieles auf den Weg gebracht, gerade im Verkehrs- und Umweltbereich. Das Thema Windkraft zum Beispiel sei in Baden-Württemberg vernachlässigt worden. Er sei grundsätzlich dafür, allerdings müsse jeder Standort sorgfältig geprüft werden.
Und seine Motivation, in die Politik zu gehen? „Wir sind die letzte Generation, die den Klimawandel noch aufhalten kann – und die Bundesregierung tut viel zu wenig“, sagt Katzenstein und ergänzt: „Wir haben die Welt von euch nur geborgt.
Im anschließenden Gespräch mit dem pädagogischen Leitungsteam und weiteren Lehrern interessierte sich der Stadtrat für die Einschätzung der Barrierefreiheit in Neckargemünd. Auch nach dem benachbarten Leonardo da Vinci Gymnasium für Hochbegabte, das zum Ende des vergangenen Schuljahres geschlossen worden war, fragte er.
Zweidrittel der Schüler seien zur Stephen-Hawking-Schule gewechselt und dort gut aufgenommen worden, berichtet Gemeinschaftskundelehrer Peter Mirold und ergänzt: „Wir haben nicht mit so einem hohen Übergang gerechnet.“ Die Inklusion hochbegabter Schüler sei eine zusätzliche Herausforderung.