Freudenberg. Bei herrlichem Sommerwetter besuchte der Betreuungsabgeordnete MdL Hermino Katzenstein (Grüne) Freudenberg am Main. Bei Bürgermeister Roger Henning informierte sich der Landtagsabgeordnete über die Belange der Gemeinde.
Stolz konnte Henning darauf verweisen, dass Freudenberg die erste Fairtrade-Stadt im Landkreis war. Auf Grund der mit 3.800 Einwohnern geringen Größe und der Lage an der Landesgrenze ist die Kommune auf die Kooperation sowohl mit Wertheim, als auch den Bayerischen Nachbargemeinden angewiesen. Diese bezeichnete Henning als sehr gut. Man verstehe sich als „Bindeglied zum Landkreis Miltenberg“. Eine Besonderheit sei die Hochwasserschutzanlage mit Neugestaltung einer attraktiven Promenade an der historisch geschützten Altstadt. Von der Schönheit dieser Anlage, welche unter Altbürgermeister Heinz Hofmann entstand, konnte sich die Delegation bei einer Begehung und kühlen Erfrischung überzeugen.
Freudenberg beherberge tolle Unternehmen. Der wichtigste Arbeitgeber im Ort ist der Möbelhersteller Rauch. Aufgrund einer Werks- und Produktionsumstellung ergibt sich nach Aussage des Bürgermeisters „eine historische Chance für die Innenentwicklung“ der Stadt – und dies ohne neuen Flächenverbrauch. Mit Hilfe von Stadtsanierungsmitteln sollen dort auch bezahlbare Mietwohnungen entstehen. Leider sei der Plan nicht aufgegangen, die freiwillige Feuerwehr von Freudenberg mit der Werksfeuerwehr von Rauch auf einem städtischen Grundstück zusammenzulegen. Das hätte große Synergieeffekte freigesetzt. Der Feuerwehrbedarfsplan sehe dringend einen Neubau vor, da das alte Feuerwehrhaus nicht mehr sanierbar sei.
In diesem Zusammenhang bedankte sich der Bürgermeister für die gute finanzielle Unterstützung des Landes von 980.000 € aus dem Ausgleichstock und 275.00 € Zuschuss aus der Feuerwehrfachförderung. Gerade bei der Feuerwehrfachförderung verdeutlichte er jedoch auch, dass im benachbarten Bayern für Ausstattung und dringende Sanierungen deutlich mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden.
Mit seinem Windpark aus 7 Anlagen und einer Wasserkraftanlage an der Mainschleuse produziere Freudenberg ein Vielfaches an regenerativer Energie, die es selbst verbraucht. Erfolgreich sei auch die Integration Geflüchteter verlaufen. Die Stadt habe ein „Familien-, Senioren- und Intergrationsbüro“ geschaffen, das hervorragende Arbeit leiste. Die Zukunft dieser Einrichtung sei jedoch gefährdet, weil die finanzielle Förderung durch das Land deutlich reduziert wurde. Statt der anfänglichen Übernahme von 77 Prozent der Personalkosten gebe es zukünftig nur noch einen Festbetrag von 25.000 €. Damit sei die Einrichtung auf die Dauer nicht mehr im selben Umfang zu erhalten.
Roger Henning sprach sich bei der Verteilung der Einkommensteuereinnahmen an die Kommunen für die Einführung eines Flächenfaktors aus, um die besonderen Schwierigkeiten einer kleinen Stadt mit viel Fläche zu berücksichtigen. Man habe ebenso hohe Aufwendungen für Wasserversorgungs- und Abwasseranlagen wie große Städte, aber nur einen Bruchteil an Einwohnern. Die vielen Förderprogramme nützten nichts, wenn eine finanzschwache Kommune die hierfür nötigen Eigenmittel nicht aufbringen könne. „Noch ein Fördertopf, und ich bin pleite“, zitierte Bürgermeister Henning einen Kollegen und sorgte damit für Heiterkeit. MdL Hermino Katzenstein äußerte sich kritisch zu einer pauschalen Flächenkomponente, weil sie gegebenenfalls auch Kommunen zugutekomme, die sie gar nicht benötigen.
Abschließend wurden die Möglichkeiten, den unerträglichen Straßenverkehr aus der sehr engen Ortsdurchfahrt von Freudenberg heraus zu bekommen, intensiv diskutiert. Bürgermeister Henning wünschte sich Unterstützung für die Verlagerung auf eine neu zu bauende Mainbrücke und Umgehungsstraße um Kirschfurt. Die Vorentwurfspläne lägen derzeit bei den Verkehrsministerien von Baden-Württemberg und Bayern. „Dies ist eine Win-Win-Situation für die bayerische Nachbargemeinde Collenberg ebenso wie für Freudenberg“, ist er gemeinsam mit seinem bayerischen Amtskollegen überzeugt. Hier hoffe man sich von den Entscheidungsträgern eine schnelle Freigabe, um in das notwendige Planfeststellungsverfahren eintreten zu können. Übereinstimmend zufrieden zeigten sich Katzenstein und Henning mit den Plänen zur Beseitigung der Gefahrenstelle auf der L 2310 am Tremhof. Auch hierfür sicherte MdL Katzenstein seine Unterstützung zu, weil er als passionierter Radfahrer dieses Vorhaben schnellstmöglich umgesetzt wissen will.