🙋♀️🙋🏽♀️ Anlässlich des heutigen internationalen Frauentages …
🚴♀️ 🚴🏽♀️ habe bei meiner gestrigen Plenarrede zur Radverkehrspolitik …
‼️ ➡️ auf den großen Beitrag des Fahrrads zur Emanzipation hingewiesen.
Wir brauchen den konsequenten Ausbau der Radinfrastruktur auf allen Ebenen! Nicht nur, um den Radverkehr attraktiver zu machen und um unsere Klimaschutzziele im Sektor Verkehr zu erreichen (➡️ jeder zweite Weg selbstaktiv zu Fuß oder mit dem Rad bis 2030!). Wir brauchen den konsequenten und qualitativ hochwertigen Ausbau der Radinfrastruktur vor allem, um den Radverkehr sicherer zu machen!
Das Video auf der Website des Landtags, Top 2 beginnt gegen 1:13:30 (h:m:s):
https://www.landtag-bw.de/home/mediathek/videos/2024/20240307_sitzung090_1.html?t=0
Folgend mein Redetext:
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
sehr geehrte Damen und Herren,
Selten haben zwei aufeinanderfolgende Debattenthemen so gut zusammengepasst wie heute: Der Internationale Frauentag und das Fahrrad
Warum?
Dazu beginne ich mit den Worten der US-amerikanischen Frauenrechtlerin Susan B. Anthony:
„Das Fahrrad hat mehr für die Emanzipation der Frau getan als irgendetwas anderes auf der Welt. (…)
Es gibt Frauen ein Gefühl von Freiheit und Selbstvertrauen!“
Das Fahrrad war nach seiner Erfindung zunächst nur den Männern vorbehalten. Radfahren galt für Frauen als unsittlich, gesundheitsschädlich und sollte angeblich sogar unfruchtbar machen.
Kurzum: für Frauen war das Radfahren tabu.
Und im Iran ist Frauen das Radfahren sogar heute immer noch verboten!
Aber in Mitteleuropa eroberten die Frauen das Radfahren bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts für sich – und stellten damit auch den damaligen Status quo in Frage.
Und zwar von der vorgegebenen „schicklichen“ Kleiderordnung bis hin zu ihrem „Lebensmittelpunkt“ am heimischen Herd.
Mit dem Fahrrad als Emanzipator konnten sich die Frauen das erste Mal selbständig und schnell bewegen:
Frauen wurden mobil! Frauen gewannen Freiheit!
Und zum Glück ist das heute für uns alle vollkommen normal – Frauen und Männer fahren hierzulande in etwa gleichviel Fahrrad, gerade im Alltag! Sie bringen die Kinder mit dem Lastenrad zur Kita oder transportieren den Großeinkauf im Anhänger.
Für mich als Kind bedeutete das Fahrrad Freiheit, Selbstständigkeit und Teilhabe!
Und auch das ist für viele Menschen in unserem Land so.
Wir haben mehr Fahrräder im Land als Autos.
Und alle können sich eines leisten und mobil sein – arm oder reich, alt oder jung.
Deshalb ist die Förderung des Radverkehrs echte Daseinsvorsorge & Sozialpolitik!
Es wundert daher nicht, dass ein Produkt, das in unserer gesamten Gesellschaft beliebt ist, natürlich auch ein leistungsfähiger Motor für unsere Wirtschaft ist: Die Fahrradbranche ist eine der ältesten Industrien Deutschlands.
Sie hat z.B. die Elektrifizierung aus eigener Kraft gestemmt – ohne Kaufprämie! – und konnte dadurch den Umsatz in kürzester Zeit verdreifachen.
Fahrradparkplätze bringen dem Handel in Großstädten den fünffachen Umsatz wie die gleiche Fläche an Pkw-Parkplätzen.
è Wenn wir den Radverkehr in unseren Innenstädten stärken, stützen wir den Einzelhandel!
Fast alle unsere touristischen Radwege im Land sind mit Qualitätssiegeln ausgezeichnet – so viele wie in keinem anderen Bundesland
Das macht Baden-Württemberg für Radreisende hochinteressant. Deshalb steigt die Bedeutung des Radtourismus derzeit überproportional.
Und das Potential ist hier lange noch nicht ausgeschöpft! Gerade für den ländlichen Raum bietet der Radtourismus eine enorme Chance!
Eine gute Infrastruktur im Land ist also nicht nur Schubkraft für den Alltagsverkehr, sondern auch für den Tourismus in Baden-Württemberg – auch hier ist das Fahrrad ein Erfolgsgarant!
Und nicht zuletzt, das ist eine Binse, das Fahrrad ist natürlich das klima- und umweltfreundlichste Verkehrsmittel.
Und: Radfahren ist gesund und macht einfach Spaß!
Aber wo steht Baden-Württemberg derzeit auf dem Weg zu einer neuen RadKULTUR?
Wir hatten 2011 mächtig Nachholbedarf.
Aber wir haben die Herausforderung angenommen und uns das Ziel gesteckt: Baden-Württemberg soll Fahrradland Nr. 1 werden!
Und in den vergangenen 13 Jahren haben wir die Radverkehrspolitik tatsächlich auf ein ganz anderes Level gehoben:
- Mit unserer RadSTRATEGIE – die als konzeptionelle Grundlage alle relevanten Teilaspekte der Radverkehrsförderung, natürlich auch die schon genannten, abdeckt und zusammendenkt.
Sie war Grundlage unseres Handels in allen letzten Koalitionsverträgen. Aktuell wollen wir sie konsequent umsetzen und fortschreiben!
Wir haben das Level gehoben:
- Mit unserer Radschnellwegen
Hier sind wir in Planung und Bau bundesweit führend.
Bis 2030 wollen wir 20 Radschnellwege im Land haben!
Wir haben das Level gehoben:
- Mit unserem alltagstauglichen RadNETZ – ein Netz von Radwegen ohne Lücken, mit einer Länge von knapp 8000 km, die ein sicheres Vorankommen ermöglichen sollen.
Und das setzen wir übrigens Schritt für Schritte gemeinsam mit unseren Kommunen im Land um – und geben Ihnen dafür Geld und Wissen. - Mit unserer Kampagne RadKULTUR – zur der z.B. auch das StadtRADELN gehört – das erfolgreichste Bewegungsprojekt des Landes
- und mit vielem anderem mehr!
Durch all dies haben wir Baden-Württemberg zum bundesweiten (!) Vorbild für gelungenen Radverkehrspolitik gemacht.
Wir radeln im gelben Trikot vorneweg!
Aber:
Ja, es ist immer noch Luft nach oben, wir sind noch nicht am Ziel.
Aber die Marke ist das Jahr 2030. Und bis dahin wir werden unsere ehrgeizigen Ziele immer weiterverfolgen!
Was brauchen wir?
Wir brauchen primär den konsequenten Ausbau der Fahrradinfrastruktur auf allen Ebenen!
Das brauchen wir um das Radfahren attraktiver zu machen.
Damit das Auto auch mal stehen gelassen werden kann, damit unsere Klimaschutzziele auch im Sektor Verkehr erreicht werden.
So wollen wir zum Beispiel, das bis 2030 jeder zweite Weg selbstaktiv zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt wird!
Der Umstieg erfolgt aber nur, wenn wir mit qualitativ hochwertigen Ausbau der Infrastruktur das Fahrradfahren sicher machen!
Glücklicherweise ist die Zahl der mit dem Rad tödlich verunglückten bundesweit von 2022 auf 2023 um 7-8 % zurückgegangen.
Ich bin gespannt auf die baden-württembergischen Zahlen, die werden in drei Wochen veröffentlicht.
Aber jeder und jede Einzelne, ist eine:r zu viel.
Und ein ganz besonderer war Radaktivist und Blogger Andreas Mandalka alias Natenom, der am 30 Januar 24 auf der Landesstraße 547 bei Pforzheim von einem Autofahrer angefahren und getötet wurde.
Immer wieder hat er auf zu geringen Überholabstand hingewiesen!
Dieser tragische Unfall zeigt daher exemplarisch: Wir haben nicht nur in Sachen Radinfrastruktur Handlungsbedarf, sondern auch im Ordnungsrecht!
Wir alle wissen nicht, ob dieser eine tödliche Unfall hätte vermieden werden können, gäbe es im Zuge der L 547
– einen komfortablen, sicheren Radweg oder
– ein allgemeines Tempolimit von 80 km/h oder
– eine wirkungsvolle Überwachung des vorgeschriebenen Überholabstands von 2 Metern außerorts.
Was wir aber sicher wissen ist:
Die Wahrscheinlichkeit für Unfälle und schwere Unfallfolgen sinkt enorm, wenn wir das Geschwindigkeitsniveau auf unseren Straßen senken und wenn wir die Einhaltung der Regeln effektiver überwachen.
Ich werbe deshalb hier für ihre Unterstützung!
Lassen Sie uns gemeinsam – das ganze Haus – für ein vernünftiges Geschwindigkeitsniveau auf unseren Straßen kämpfen, innerorts und ausserorts!
Damit die von uns allen geteilten „Vision Zero – Null Verkehrstote“ auch erreicht wird.
Geben wir den Kommunen mehr Handlungsspielräume für die Einrichtung von Tempo 30 – durch ein modernes Straßengesetz und eine moderne Straßenverkehrsordnung.
Wie es die inzwischen 1051 Kommunen der Initiative „Lebenswerte Städte und Gemeinden“ wünschen.
2020 wurde der Überholabstand gesetzlich normiert.
Aber leider kann die Polizei derzeit gar nicht sicherstellen, dass diese Regeln eingehalten werden – es fehlen ihr dafür die rechtssicheren Messverfahren. Dabei gibt es mit dem Open Bike Sensor bereits eine technische Lösung, die hierfür eine vielversprechende Grundlage bietet.
Sehr geehrter Herr Innenminister Strobl – lassen Sie Baden-Württemberg das erste Bundesland werden, dass eine rechtssichere Messung von Überholabständen sowohl innerorts als auch außerorts ermöglicht.
Auch das gehört zum Fahrradland Nr. 1!
== folgende beiden Absätze hatte ich aus Zeitgründen weggelassen ==
Ich unterstütze Sie und unsere Polizei bei jedem Pilotprojekt und auch in Richtung Berlin.
Denn ohne geeignete Werkzeuge bleiben die eigens zum Schutz des Radverkehrs eingeführten rechtlichen Instrumente letztlich wirkungslos.
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Ich komme zum Schluss:
Das Fahrrad war nicht nur als Emanzipator erfolgreich, es ist eine Rundum-Erfolgsgeschichte aus Baden-Württemberg.
Es wurde vor rund 200 Jahren in Monnem erfunden, um in der Hungersnot Getreide einzusparen und Pferde zu ersetzen.
Heute stehen wir wieder vor den Herausforderungen einer Mobilitätswende – wir müssen fossile Verbrenner ersetzen.
Und auch hier ist das Fahrrad Teil der Lösung.
Ist es doch das klima- und umweltfreundlichste Verkehrsmittel!
Aber das Fahrrad kann noch mehr: Tourismus, Wirtschaft, Gesundheit und Teilhabe!
Die RadSTRATEGIE ist dafür unsere hervorragende Grundlage
Damit es im ganzen Land so wird, wie es in meiner Geburtsstadt Münster seit vielen Jahrzehnten ist:
Fahrradfahren ist völlig normal.
Fahrradfahren ist gelebte Alltagskultur!
VD