Landtagsabgeordneter Hermino Katzenstein informierte sich nicht nur über die Arbeit des Generationenprojekts, sondern half im Garten von Helene Koschabek mit. Foto: Berthold Jürriens

Abgeordneter machte den Gärtner

Hermino Katzenstein zeigte sich begeistert über die organisierte Hilfe in Neidenstein und half im Garten mit

Neidenstein. (bju) Seit viereinhalb Jahren gibt es den Verein „Generationenprojekt Neidenstein“, der für aktuell 201 Mitglieder kostengünstige und zuverlässige Hilfe der besonderen Art anbietet, bei der sich Jung und Alt gegenseitig unterstützen und gleichzeitig den Zusammenhalt im Ort stärken. Auf Einladung des Vorstands um die Vorsitzende Monika Grab machte sich jetzt Landtagsmitglied Hermino Katzenstein (Bündnis 90/Die Grünen) nicht nur ein Bild von der Arbeit im Verein, sondern war gerne bereit bei einer Gartenaktion mitzuhelfen.

Zuvor jedoch war Katzenstein aufmerksamer Zuhörer, als Schriftführerin Alexandra Hohneder, der zweite Vorsitzende Franz Vormund und Monika Grab über die kleine „Erfolgsgeschichte“ des Vereins berichteten. „Der Wandel der familiären Strukturen und die beschleunigte Lebens- und Arbeitswelt machen auch vor unserem Dorf nicht Halt“, erklärte Grab, die vom Vorbildmodell der „Seniorengenossenschaft Riedlingen“ schwärmte. „Das ist zwar eine andere Größenordnung, aber unser Ziel ist es auch, dass die älteren Neidensteiner so lange wie möglich in ihrer Umgebung leben können.“

Aktuell wird von Fahrdiensten über Einkaufshilfe bis zur Gartenpflege vieles angeboten. Jede geleistete Stunde Hilfe werde dabei dokumentiert und auf einem Zeitkonto gutgeschrieben oder ausgezahlt. „Die so angesammelten Stunden können später im Bedarfsfall gegen Hilfe eingetauscht oder alternativ ausbezahlt werden.“ Dass diese Anerkennung durch Vergütung für den Erfolg des Projekts wichtig sei, habe man durch das Vorbildmodell der Seniorengenossenschaft erfahren.

Sichtlich begeistert von dieser Initiative zeigte sich Katzenstein während des Gesprächs. „Ich bin zwar nicht in den betreffenden Ausschüssen tätig, unterstütze sie aber, wo ich kann, weil das einfach eine tolle Sache ist.“ So werde er in Erfahrung bringen, ob die geplante Anschaffung eines vereinseigenen und behindertengerechten Autos bezuschusst werden könne. Ebenfalls werde er Anfragen bei Stiftungen mit Begleitschreiben unterstützen. Überrascht zeigte er sich auch von dem Nebeneffekt, dass dabei Ältere ihr Wissen an Jüngere weitergeben könnten – und umgekehrt. Kritik dürfe er auch gerne weitergeben, so die Vorstandschaft. Dabei geht es um die schwierige Suche nach einem Kooperationspartner für die geforderte 30-stündige Ausbildung für die Leistungsgeber. Über diesen Weg könnten die Mitglieder Entlastungsleistungen für sich oder pflegende Angehörige durch den Verein in Anspruch nehmen und diese über die Krankenkasse abrechnen lassen. „Ich habe wohl 50 verschiedene Ämter angerufen. Keiner wusste, wo oder wie unsere Leistungsgeber den Kurs besuchen konnten.“ Letztendlich kooperiert man nun erfolgreich mit der Sozialstation Flinsbach, und „an dem Kurs nehmen auch Mitglieder des Generationennetzwerks Neckarbischofsheim teil“.

Mit Interesse verfolgte Katzenstein auch das Ziel des Vereins, eines der vielen leerstehenden Objekte im Dorf zu erwerben, um eventuell „Betreutes Wohnen“ anzubieten. Auch über eine Unterstützung „solcher Visionen, die wichtig für die Zukunft sind“, sollte die Landesregierung sich Gedanken machen, so die Vorstandschaft.

Gemeinsam mit Franz Vormund ging es dann bei der bald 94-jährigen Helene Koschabek an die Arbeit, die dankbar für das Generationenprojekt ist, wie sie der RNZ verriet. „Der Garten soll schon gepflegt aussehen, und ich möchte noch bis zu meinem Lebensende in meinem Haus bleiben können.“ Der Landtagsabgeordnete aus Neckargemünd legte sich dann auch mächtig mit der Teleskop-Astschere ins Zeug und versicherte in „Arbeitskleidung“, dass er nicht nur fürs Foto schaffe. Anschließend hatte er noch Gelegenheit sich mit der vielseitig interessierten Seniorin auszutauschen.

Hermino Katzensteins positives Fazit nach dem Besuch in Neidenstein: „Das ist absolut vorbildlich, was der engagierte Verein auf die Beine gestellt hat. Diese Ideen sind auch auf andere Kommunen übertragbar.“

Quelle: Sinsheimer Nachrichten vom Samstag, 6. Oktober 2018, Seite 5